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daß dieser nach Rochefort abgeschoben wurde, und auf dem Wege dahin befand sich nun Gouppy.

Ich erzählte ihm meine Geschichte. Er versprach mir, Mund zu halten, und hielt das Versprechen um so gewissenhafter, als ein Verrat an mir ihm nichts hätte einbringen können.

Unterdessen kam und kam der Anschlußtransport nicht. Vierzehn Tage seit meiner Ankunft nach Quimper waren verflossen, ohne daß noch vom Abmarsch die Rede war. Dieser lange Aufenthalt brachte mich auf den Gedanken, die Mauer zu durchbrechen und zu flüchten; aber ein Versuch zeigte mir die ganze Unmöglichkeit des Unternehmens, und so wählte ich eine Rolle, die mir das Vertrauen des Aufsehers sichern mußte. Ich sagte ihm, ich hätte etwas von einem Komplott der Arrestanten gehört, und gab ihm die Stelle im Gefängnis an, wo man gearbeitet haben sollte. Er stellte eine genaue Untersuchung an und fand natürlich das Loch, das ich angebohrt hatte. Das brachte mir seine ganze Gunst ein. Ich kam jedoch dadurch nicht um einen Schritt weiter, denn die Aufsicht wurde mit einer Genauigkeit gehandhabt, die allen meinen Kombinationen spottete.

Schließlich verfiel ich auf den Gedanken, mich ins Spital legen zu lassen, wo ich in der Ausführung meines Planes glücklicher zu sein hoffte. Es genügte, zwei Tage lang Tabaksaft zu schlucken, um ein mächtiges Fieber zu bekommen; die Ärzte gaben mir auch sogleich den Krankenschein. Ich erhielt andere Kleider, eine Haube und einen Mantel, und wurde in die Arrestantenabteilung gelegt.

Es gehörte zu meinem Plan, zunächst einige Zeit im Spital zu bleiben, um die Ausgänge kennen zu lernen; aber die Krankheit, die ich mir infolge des Tabaksaftes zugezogen hatte, konnte höchstens drei, vier Tage dauern. Es hieß also, ein Rezept zu finden, um eine andere Krankheit zu improvisieren. Da ich im Spital noch niemanden kannte, konnte ich mir einstweilen nicht weiter Tabaksaft verschaffen. Nun war ich aber in Bicêtre

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_145.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)