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verhängnisvoll war; was mir aber diesmal dort begegnete, konnte mich schon zu einem unbegrenzten Fatalismus bringen.

Kaum waren wir im Hafen, als ein Kommissar, Gendarmen und Agenten an Bord erschienen und die Papiere der Schiffsmannschaft verlangten. Ich erfuhr nachträglich, daß der Anlaß zu diesem ziemlich ungewöhnlichen Verfahren ein Mord war, dessen Täter man auf dem Schiffe suchte.

Als die Reihe an mich kam, sagte ich, ich hieße Duval, und sei aus Lorient gebürtig; ich fügte ferner hinzu, meine Papiere seien in Rotterdam auf der Kanzlei der holländischen Marine liegen geblieben. Darauf erwiderte man nichts weiter, und ich glaubte schon, mich aus der Affäre gezogen zu haben.

Nachdem die hundertdrei Mann, die sich an Bord befanden, vernommen worden waren, rief man uns zu je acht auf und erklärte uns, wir würden nun auf das Stammrollenbureau gebracht werden, dort müßten wir unsere Erklärungen abgeben. Aber ich legte darauf nicht gerade allzu großen Wert und entschlüpfte an der ersten Straßenecke. Ich hatte bereits dreißig Schritte vor den Gendarmen voraus, als ein altes Weib, das die Wand ihres Hauses wusch, mir einen Besen zwischen die Beine warf. Ich fiel hin, die Gendarmen eilten herbei, man legte mir Handschellen an (die Menge Kolbenstöße und Säbelhiebe gar nicht zu zählen) und führte mich so gefesselt vor den Rekrutierungskommissar. Dieser hörte mich an und fragte mich, ob ich nicht aus dem Spital von Quimper entflohen sei. Ich sah mich gefangen, denn nun war „Duval“ ebenso gefährlich wie „Vidocq“. Ich entschied mich jedoch für den ersten Namen; er bot mehr Vorteile als der zweite, denn der Weg von Ostende nach Lorient war länger, als von Ostende nach Arras, bot also mehr Gelegenheit, zu entkommen.

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_173.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)