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hatte. Roman trat wieder unter die Leute mit soviel Strohhalmen in der Hand, als Personen anwesend waren.

„Aufgepaßt!“ rief er, „wer den längsten Halm zieht, der ist der Dieb.“

Die Halme wurden gezogen, jeder zeigt den seinigen vor … Ein einziger darunter ist kürzer als alle übrigen. Er gehört einem gewissen Joseph aus Oriolles.

„Du bist der Dieb?“ sagt Roman zu ihm. „Alle Strohhalme waren gleich lang, du hast den deinigen kürzer gemacht und hast dich selbst verraten.“

Sofort wurde Joseph durchsucht und das gestohlene Geld wurde in seinem Gürtel gefunden. Ich war vollkommen rehabilitiert. Roman selbst bat mich um Entschuldigung, aber zugleich erklärte er, ich könnte nicht weiter zu seiner Truppe gehören. „Es ist jammerschade,“ fügte er hinzu, „aber Sie begreifen doch selbst: ein Galeerensklave …“

Er sprach den Satz nicht zu Ende, drückte mir fünfzehn Louisdors in die Hand und nahm mir das Versprechen ab, vor Ablauf von fünfundzwanzig Tagen nichts von dem, was ich gesehen hatte, zu erzählen.

Und ich war verschwiegen.

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_203.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)