Seite:Landstreicherleben 229.jpg

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sagte ich zu mir; das Wohlleben hat ein Ende: adieu, Austern, Chablis und andere Lebensfreuden! Wäre es nicht besser gewesen, wenn ich an meinem Schraubstock geblieben wäre? Auch Fanfan sehnte sich zu seinen Kuchen zurück.

So gingen wir traurig am Kai entlang, als wir auf einmal von Militärmusik, – zwei Klarinetten, große Trommel und Becken, – aufgerüttelt wurden. Die Menge hatte sich um dieses Orchester versammelt, das auf einem Karren fuhr; darüber wehten Fahnen und Federbüsche in den verschiedensten Farben. Als die Musik zu Ende war, schlugen die Trommler einen Wirbel, und dann erhob sich ein Herr in einem bordierten Rock und entfaltete vor den Augen des Publikums ein großes Papier, auf dem ein Soldat in Uniform gemalt war.

‚Im Namen Seiner Majestät,‘ rief er, ‚komme ich hierher, um den Untertanen des Königs von Frankreich zu erklären, welche Vorteile sie haben, wenn sie sich in die Kolonien aufnehmen lassen. Ihr jungen Leute, ihr habt gewiß schon vom Schlaraffenlande gehört. Nach Indien muß man gehen, um das Schlaraffenland zu finden, dort lebt man in Saus und Braus.

Wollt ihr Gold, Perlen, Diamanten? Dort sind die Straßen damit gepflastert; man braucht sich nur zu bücken, um sie aufzuheben, oder ihr braucht euch nicht einmal zu bücken, die Sklaven heben’s euch auf.

Liebt ihr die Weiber? Dort gibt es welche für jeden Geschmack: zunächst kommen die Negerinnen, die gehören jedermann; dann kommen die Kreolinnen, die selbst weiß sind wie wir, und ganz wild auf weiße Männer sind, und das ist ja nur natürlich, denn im Lande selbst gibt es nur schwarze Männer. Und merkt euch noch eins: jede von ihnen ist reich wie Krösus, was, unter uns gesagt, für eine Heirat nicht übel ist.

Liebt ihr den Wein? Mit dem Wein ist es wie mit den Weibern, man hat dort die verschiedensten Sorten: Malaga, Bordeaux, Champagner und so weiter, und so weiter! Ihr dürft aber nicht erwarten, dort viel Burgunder zu finden; ich will euch nicht

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_229.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)