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hole rasch das Geld, komme zurück und löse euch aus. Was sagt ihr dazu?‘

Wir schwiegen. ‚Was! Ihr zögert? Ich habe eine bessere Meinung von euch gehabt, ich, der ich mir die Beine für euch ausgerissen habe … und schließlich macht ihr doch kein schlechtes Geschäft dabei … Gott, ich wollte, ich wäre so jung wie ihr und hätte meine jetzige Erfahrung! … Wenn man jung ist, ist man immer im Vorteil. Also!‘ rief er, indem er uns ein Papier vorlegte, ‚jetzt heißt’s Geld machen, setzt eure Namen hier unten hin …‘

Herr Belle-Rose hatte es auf einmal sehr eilig, und unsere Scheu vor der Polizei war so groß, daß wir unterzeichneten.

‚Famos!‘ rief er, ‚jetzt zahle ich. Wenn ihr’s bereut, so ist immer noch Zeit, ihr braucht nur das Geld zurückzuzahlen. Aber dazu wird’s wohl nicht kommen … Nur Geduld, meine Freunde, ich komme sofort wieder.‘

Belle-Rose ging hinaus, aber bald sahen wir ihn zurückkehren.

‚Noch eins!‘ rief der Werber. ‚Da ihr so gut empfohlen seid, so wird es euch gewiß nicht an Neidern fehlen; beim Militär gibt es ebensoviel Neider wie irgendwo anders … aber wißt, wenn man euch nur ein Haar krümmt, so hat man’s mit mir zu tun … Habe ich einen unter meine Protektion genommen … na, Schluß! Schreibt mir recht oft!‘

‚Wie!‘ rief Fanfan, ‚fahren Sie denn nicht mit uns?‘

‚Leider, nein,‘ antwortete Belle-Rose. ‚Der Minister bedarf meiner noch. Ich hole euch in Brest ein. Morgen um acht erwarte ich euch hier, aber nicht später; heute kann ich keine Zeit mehr mit euch verlieren. Der Dienst ruft. Also auf morgen!‘

Am nächsten Morgen waren wir schon um halb acht zur Stelle, da uns die Wanzen unseres Logis früh weckten.

‚Es lebe die Pünktlichkeit!‘ rief Belle-Rose, ‚ich bin ebenfalls pünktlich.‘ Dann setzte er in einem strengeren Ton fort: ‚Wenn ihr Freunde oder Verwandte habt, so müßt ihr heute noch

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_235.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)