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verhängnisvolle Neigung, der ich wider Willen gehorchte, zog mich beständig zu Personen und Gegenständen hin, die es verhinderten, daß ich meines Schicksals Herr wurde. Dieser Neigung hatte ich es auch zu verdanken, daß ich, ohne in die Geheimgesellschaften aufgenommen zu sein, in ihre Mysterien eingeweiht wurde.

Gerade in Boulogne nahmen diese Gesellschaften ihren Ursprung. Die erste von ihnen war – wie auch Nodier[1] in seiner Geschichte der Philadelphen darüber sagen mag – die der Olympier, gegründet von einem gewissen Crombet aus Namur. Anfangs bestand sie nur aus Kadetten und Fähnrichen der Marine, dann aber nahm sie einen bedeutenden Umfang an, und Militärs aller Waffengattungen, besonders aber von der Artillerie, wurden ihre Mitglieder.

Crombet, der sehr jung war (er war erst Kadett erster Klasse) lehnte den Titel eines Oberhauptes der Olympier ab und trat in die Reihen der „Brüder“ ein, die einen „Meister“ erwählten und sich nach der Art der Freimaurergesellschaften konstituierten. Die Gesellschaft hatte noch keinen eigentlichen politischen Zweck, oder, wenn das doch der Fall war, so war es nur den maßgebenden Mitgliedern bekannt. Der vorgeschützte Zweck war gegenseitige Unterstützung beim Avancement: jeder Olympier, der vorrückte, mußte aus allen Kräften seinen Brüdern in niedereren Graden zum Avancement verhelfen. Zur Aufnahme war für die Angehörigen der Marine mindestens der Grad eines Kadetten zweiter Klasse notwendig; über den Kapitänsrang hinaus durften die Mitglieder nicht sein. Bei der Landarmee lagen die Grenzen vom Obersten bis zum Unteroffizier einschließlich. Nie hörte ich in den Versammlungen der Olympier Fragen erörtern, die sich auf Maßregeln der Regierung bezogen, aber man sprach

  1. Histoire des Sociétés secrètes de d'armée, et des conspirations militaires qui ont eu pour Object la destruction du gouvernement de Bonaparte, 2. Auflage, bei Gide fils, rue Saint-Marc No. 20 Paris. Anmerkung von Vidocq.
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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_259.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)