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aber vor einem großen Verbrecher, den die Aussicht aufs Schafott vermutlich zur Verzweiflung bringt, hat man Angst.

Ich mochte so etwa zwei Stunden eingeschlossen gewesen sein. Ich hörte kein Geräusch mehr im Hause oder auf der Straße; die Menge verlief sich. Ich begann mich sicherer zu fühlen, als ein lächerlicher Umstand meine Lage wieder komplizierte. Ein dringendes Bedürfnis kündigte sich durch so heftiges Bauchgrimmen an, daß ich, nachdem ich vergeblich das ganze Zimmer nach einem nötigen Gefäß abgesucht hatte, in der größten Verlegenheit war. Endlich entdeckte ich einen eisernen Topf. Es war höchste Zeit, ich öffne ihn und … Kaum bin ich fertig, höre ich den Schlüssel im Schlosse rasseln. Schnell decke ich mich wieder zu und gleite in meinen Schlupfwinkel zurück. Leute treten ein; es ist Frau Fossé mir ihrer kleinen Tochter, einen Augenblick später kommen Vater und Sohn.


Letzte Szene.


Veter, Mutter, die Kinder und ich.


Vater: Na, ist die Suppe von gestern noch nicht aufgewärmt?

Mutter: Kaum ist er da, so lärmt er schon. Deine Suppe wird gleich aufs Feuer gesetzt … Was drängst du denn so!

Vater: Glaubst du, die Kinder haben keinen Hunger?

Mutter: Ach Gott, ich habe doch nicht zehn Hände … Sie können warten, ebenso gut wie ich. Anstatt zu brummen, solltest du lieber das Feuer anblasen.

Vater (bläst): Dein Topf ist wohl eingefroren … aber nein, ich glaube, er riecht … Hörst du?

Mutter: Nein, aber ich rieche … es ist nicht anders möglich, jemand hat …

Vater: Es ist der Kohl von gestern … oder bist du’s? François kichert, ich wette, er ist’s gewesen.

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_297.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)