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Sohn: Papa ist immer so, er schiebt stets die Schuld auf andere.

Vater: Ja, siehst du, man erkennt die Affen am Geruch. Ich weiß, du bist ein unsicherer Kantonist. O Gott, wie es stinkt! Was soll denn das? Glaubst du, du bist in einem Pferdestall? (Mit erhöhter Stimme) Bist du einem Pferdestall? (Zu seiner Frau) Am Ende bist du’s, was?

Mutter: Bist du bei Sinnen? Immer soll ich’s sein … Der verdammte Gestank hört gar nicht auf.

Vater: Es wird immer toller.

Das kleine Mädchen: Mama, es stinkt.

Mutter: Verfluchter Deckel. Ich habe mich verbrannt.

Alle zusammen: O Gott! Was für ein Gestank!

Mutter: Das ist ja die reine Pest. Es ist ja nicht auszuhalten. Fossé, mache einmal das Fenster auf.

Vater: Siehst du, Mutter, das ist wieder ein Streich von deinem Söhnchen.

Sohn: Papa, ich schwöre dir, nein.

Vater: Schweig, unnützer Bengel … Man merkt’s ja … kannst du nicht auf den Abtritt gehen? … Es fällt dir wohl schwer, die Treppe hinauszusteigen? … Hast du am Ende Angst, dich zu überanstrengen? … Du fängst früh an, dich zu schonen … Warte, ich will’s dir beibringen …

Sohn: Aber Papa …

Vater: Rede nicht … Siehst du diesen Stock? Er soll deinen Rücken kennen lernen … Komm her … Hörst du, komm her … Was, du leugnest noch?

Sohn (weinend): Aber ich bin’s nicht gewesen.

Vater: Dir ist alles zuzutrauen. Wie sagt man? Erst der Lügner, dann der Dieb.

Mutter: Warum sprichst du nicht die Wahrheit?

Vater: Aber nein, er will lieber von mir verdroschen werden … Schön, er soll’s haben … Du willst also dein Teil abkriegen? Frau, mach’ das Fenster zu, wegen der Nachbarn.

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_298.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)