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Coco, das Viertel zu nennen, in dem der Eigentümer der Uhr wohnte: mir fehlte nur noch Straße und Hausnummer, um alles zu wissen. Aber ich hütete mich wohl, näher zu fragen – das hätte mich verraten können. Das Gegebene schien mir genug. Ich benachrichtigte Henry davon, und er setzte seine Agenten in Bewegung. Das Resultat war so, wie ich es vorausgesehen hatte: man trieb den Portier auf; Coco wurde mit ihm konfrontiert und überwiesen. Das Gericht verurteilte ihn zu zwei Jahren Gefängnis.

Noch nie hatte die Polizei so wichtige Entdeckungen gemacht, als zur Zeit meines Eintritts in ihren Dienst. Kaum hatte ich mich mit der Polizei verbunden, und schon war viel getan, nicht nur für die Sicherheit der Hauptstadt, sondern auch für die des ganzen Landes. Alle meine Erfolge aufzählen, das hieße die Geduld meiner Leser erschöpfen.

Mein Aufenthalt in Bicêtre und im Untersuchungsgefängnis umfaßte eine Zeit von einundzwanzig Monaten, während der kein Tag verging, ohne daß ich der Polizei irgendeinen wichtigen Dienst erwies. Ich glaubte, ich hätte ewig Spitzel bleiben können, so fern war man dem Gedanken, in mir einen Agenten der Polizei zu vermuten. Selbst die Türschließer und die Wärter hatten keine Ahnung von der Mission, die mir anvertraut war. Ich wurde von den Dieben geradezu angebetet, die rohesten Banditen achteten mich, – auch diese Leute kennen ein Gefühl, das sie Achtung nennen. Ich konnte zu jeder Zeit auf ihre Ergebenheit rechnen. Sie hätten für mich durchs Feuer gehen mögen. Zum Beweis will ich anführen, daß in Bicêtre ein gewisser Mardargent sich mehrmals mit anderen prügelte, als sie behaupteten, ich sei aus der Untersuchungshaft entlassen, weil ich im Dienste der Polizei stände.

Henry unterließ nicht, dem Polizeipräfekten von den zahlreichen Entdeckungen Mitteilung zu machen, die meiner Rührigkeit zu verdanken waren. Er stellte mich als einen Mann dar, auf den man sich unbedingt verlassen könne, so daß der Präfekt

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_309.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)