Seite:Laster der Unzucht (Oest) 021.jpg

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natürliche Beschaffenheit des Körpers und andere zufällige Umstände können die Folgen mehren oder mindern. Aber wie selten sind denn doch die Fälle, daß ein unkeuscher Mensch nur mit einer leidlichen Gesundheit davon kommt! Tausend Beispiele sind gegen eins, daß sie die flüchtigen Augenblicke, in denen sie sich glücklich wähnten, mit langen martervollen Jahren oder mit einem hingewelkten trüben Leben oder mit einem frühen Tode büßen musten. Wie viele dieser Unglücklichen schleichen wie lebendige Leichen umher! Der Geist ist niedergedrückt, der Körper zur Erde gebeugt, das matte Auge unfähig, an irgend einer Schönheit in der Natur sich zu weiden. Ueberall sind Spuren einer verwüstenden Leidenschaft, die das Meisterstück der Schöpfung in ein Scheusaal verwandelten. Doch – ich wollte nicht schildern.

Man bedenke denn auch, daß einer, der sich der Unkeuschheit ergiebt, so viele Andere zugleich unglücklich macht und in dieser Hinsicht das schädliche Glied in der menschlichen Gesellschaft ist. Kein Laster hat so allgemeinen Einfluß auf den ganzen Verfall der Menschheit, als Unzucht. Man nehme an, daß Wollüstlinge in den ersten Jahren ihrer kraftvollen Jugend gesunde und

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_021.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)