Seite:Laster der Unzucht (Oest) 026.jpg

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auf Treu und Glauben annehmen. Freilich sind immer nur wenige Fälle der Art bekannt geworden, aber die hätten denn doch schon jeden Erzieher aufmerksam machen müssen. Man hat sich aber immer nur zu leicht über diesen Punkt beruhigt; man hat selbst bei den sichtbarsten Beweisen, die sich an Kindern durch Kränklichkeit, blaße Farbe, trübe Augen, zitterhafte Hände, Gedächtnißschwäche und Abnahme aller Seelenkräfte äußerten, lieber eine jede andere Ursache, als Selbstschwächung vermuthet. Ja man hat sogar oft den Mangel aller Jugendlichkeit, der gewöhnlich die Folge dieses Lasters ist, Kindern zum Verdienst angerechnet, und das Stille und Gutartigkeit genannt, was leider entnervte verstorbene Natur war.

Gewöhnlich begehen Kinder, die mit diesem Laster angesteckt sind, manche Fehler nicht, zu denen Thätigkeitstrieb und Gefühl rascher Kräfte die Jugend hinreißt. Sie sind nicht wild, nicht tollkühn, selten ausgelassen und flatterhaft, selten neidisch und zänkisch. Sie sind zu weichlich, solche Fehler zu begehen; sie lieben Stille, wo sie das Spiel ihrer Einbildungskraft beschäftigt und wo sie ihrem Lieblingsgefühl nachhängen können. Gerade darum, weil sie so viele andere Fehler

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_026.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)