Seite:Laster der Unzucht (Oest) 041.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


nicht wußten, was es für Folgen nach sich ziehe. Denn die meisten Schullehrer handeln in dieser Sache so gewissenlos, daß sie entweder aus Trägheit oder Mangel an Beobachtungsgeist, sich gar nicht um dergleichen bekümmern, und ganz keine Erwähnung davon thun, oder, wenn sie davon abmahnen, es so lau und ohne Nachdruck thun, daß ihre Vorstellungen darüber gar keinen Eindruck machen. Mit tiefer Schaam und Reue gestehe ichs, daß ich selbst zu den Unglücklichen gehöre, die dieses Laster ausgeübt. Die Folgen davon sind mir nur gar zu gegenwärtig, als daß ich sie vor mir selbst verbergen könnte. Einen durch dieses ewig verfluchte Laster geschwächten Körper und einen nicht unmerklichen Abgang meiner Seelenkräfte habe ich mir dadurch zugezogen. Tiefe Schwermuth und ein melancholisches Wesen hat seitdem sich meiner ganz bemeistert; und mein sonst munteres und aufgewecktes Wesen ist von schwarzer Melancholie bis jetzt so sehr verdrengt, daß nicht selten die fürchterlichsten Gedanken von Selbstzerstörung in mir aufsteigen. Das Bewußtseyn meiner schwarzen That, begleitet von den Gedanken, was für ein Mensch ich seyn

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_041.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)