Seite:Laster der Unzucht (Oest) 042.jpg

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könnte, wenn ich meine Leibes- und Seelenkräfte nicht so verschwendet hätte, würde mich über kurz oder lang ohnfehlbar ins Verderben stürzen, wenn Gott und Religion mich nicht unterstützten. Verwelkt und abgemattet seufze ich nun – ich, der ich sonst gleich einer Rose blühte! Dies, theurer Mann, ist das aufrichtige Bekenntniß meines Verbrechens, das mich nur gar zu oft vor mir selbst und in meinen eigenen Augen abscheulich macht. Aber hassen Sie mich nicht, lieber Mann! ach, Gott! ich verdiene es ja nicht, denn ich habe es vorher noch nie so gewußt. Zu Göttingen habe ich dies Laster seiner Fluchwürdigkeit nach, zuerst kennen gelernt. Als ich das Glück hatte, von ohngefähr Tissots Buch, das von der Onanie handelt, in die Hände zu bekommen, da sahe ich erst ein, auf welchem schrecklichen Wege ich mich befand. Ich mußte schwere Kämpfe ausstehn, bis ich es dahin brachte, daß ich diese fluchwürdige schändliche Lust gänzlich floh. Jetzt habe ich es, durch Gottes Kraft unterstützt, so weit gebracht, daß ich nie ohne Schaudern und Entsetzen daran denken kann. Edle und rechtschaffene Freunde, mit denen ich nachher wol im Vertrauen darüber sprach, haben mich gleichfalls

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_042.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)