Seite:Laster der Unzucht (Oest) 058.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Dahin gehört das feste Einschnüren der Kinder in die traurigen Windeln. Ich weiß es nicht, was zu dieser sonderbaren Gewohnheit Gelegenheit hat geben können. Vielleicht hat sonst eine fehlerhafte Behandlung es veranlaßt, daß ein Kind krumme Beine bekommen hat, und man hat dies der Natur auf Rechnung geschrieben und es durch das Einwickeln zu verhindern gesucht. Ich habe so oft darum gefragt: warum wickelt ihr das Kind ein? Und immer hieß es, damit es nicht krumme Beine bekomme. Will denn die Natur durchaus krumme Beine bilden, nun so müssen wir krumme Beine haben; so werden die für uns die zweckmäßigsten seyn, und so ist es eben sowol Schändung der Natur, wenn wir unsere Beine durch Zwang gerade machen wollen, als wenn der Kaffer und der Hottentott seine Nase eindrückt und seine Backen aufritzt. Daß die Natur dies wolle und daß die Kunst das Gegentheil verursache, wird niemand glauben. Ich kenne wenigstens drei Personen, die nicht eingewickelt worden und doch sehr gerade und schlank gewachsen sind; auch kenne ich manche, die sehr wahrscheinlich blos durch das Einwickeln krummbeinicht sind. Wenn sonst nichts versehen wird, so wird die Natur für die beste Ausbildung

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_058.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)