Seite:Laster der Unzucht (Oest) 075.jpg

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Ueber eine Beule am Kopf und über einen Schnitt im Finger muß man nicht gleich, als über ein großes Unglück, wehklagen. Solche Aeußerungen einer übertriebenen Besorgniß für ihr körperliches Wohl und Wehe haben immer die Folge, daß Kinder verzärtelt werden und sich in keine unangenehme Empfindungen zu schicken wissen.

Man gewöhne sie frühe zu allerlei Handarbeiten, die ermüden und Anstrengung ihrer Kräfte erfordern. Gebt ihnen, liebe Eltern, in euren Gärten ein Stück Land, das sie mit eigenen Händen bearbeiten können, und achtet es nicht, daß Sonne und Luft ihr Gesicht braun machen und Arbeit ihre Hände härtet. Seht dabei nicht auf euren und ihren Stand. Wenn sie es auch künftig nicht nöthig haben sollten, beschwerliche Handarbeit zu thun, so wird es ihnen doch unendlich nützlich seyn, sie einmal gethan zu haben, und es schützt sie selbst in der Jugend vor vielem Bösen.

Im Winter laßt sie drechseln, Glas schleifen, Holz fällen und tragen, verschneite Wege öffnen, und, wenn das Eis sicher ist, auf Schrittschuhen laufen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_075.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)