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6.
In den nahen Gelegenheiten, die es in der Welt giebt, zur wirklichen Befriedigung des Geschlechtstriebes zu gelangen, liegt die Ursache, warum die Jugend so frühe und so oft in das Laster der Unkeuschheit wirklich verfällt.

Bei allen Anlagen zur sinnlichen Wollust und selbst bei dem höchsten Grad der Gewaltsamkeit des Geschlechtstriebes, wird man doch noch kein Wollüstling, wenn man diesen Trieb nicht auf eine unerlaubte Art befriedigt. Ist aber der Trieb einmal rege: so sucht man ihn zu befriedigen. Die rechtmäßige Befriedigungsart kann aber so mancher Ursachen wegen nicht statt finden, sonst würde sie jeder noch ungeschwächte Mensch vorziehen, und dann würde Unkeuschheit ein seltenes Laster werden. Wenige können in den Ehestand treten, wenn sie wollen. Es müsten immer eine Menge von Umständen zusammenkommen, ehe dieser Schritt möglich wird. Die meisten, besonders die, welche noch weit von dem Zeitpunkte entfernt sind, den Natur und

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_086.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)