Seite:Laster der Unzucht (Oest) 117.jpg

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dies ja oft in einigen Häusern und Schulen der Fall ist. Ein Knabe muß ja oft den andern, ein Mädchen das andre, während der Strafe halten. Ist dies nicht im höchsten Grade unvorsichtig? Es ist schändlich zu sagen, aber es ist wahr, daß oft unzüchtige Lehrer bei diesen Züchtigungen mit der Ruthe den höchsten Grad der Unbescheidenheit bewiesen und nur zu deutlich gezeigt haben, daß sie bei der Strafe mehr einen wollüstigen Anblick, als Besserung des Kindes suchten. Was mag wol eine solche Behandlung für einen Eindruck auf das Kind machen? Was mögen wol die entfernteren Folgen davon seyn? Man müßte nichts sehen wollen, wenn man dies nicht selbst sehen könnte.

Eben so gefährlich sind in dieser Hinsicht auch alle scherzhafte Liebkosungen. Das Küßen auf die Brust oder andere nackte Theile; das sanfte Klopfen auf den Hintern. Sie verursachen eine ungewohnte Empfindung, vermehren die sinnliche Behaglichkeit, und ein Reiz weckt den andern. Die Einbildungskraft ruft in einsamen Stunden die Scene zurück, und nun wird alles weiter ausgesponnen.

„Eine Erfahrung ist zu folgenreich für den nachdenkenden Leser, um sie ihm vorzuenthalten.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_117.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)