Seite:Laster der Unzucht (Oest) 149.jpg

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13. Man entferne auch von der Jugend alle Anblicke, die auf die Imagination nachtheilig würken.

Kupfer, Gemälde, Statüen, die Naktheit darstellen, *) besonders wenn der Ausdruck verführerischer Reize die Absicht des Künstlers dabei war. Auch sey man vorsichtig in der Behandlung kleiner Kinder, wenn mehrere Geschwister


den eine überrumpelte Schaamhaftigkeit verursachen könnte.“
Es scheint mir in dieser Bemerkung etwas Wahres zu liegen, welches die Prüfung mehrerer denkender Köpfe verdient. Deswegen habe ich sie hierhergesetzt.
Campe.
*) Daß man auch der Jugend nach einiger Vorbereitung solche Anblicke unschädlich machen könne, weiß ich aus Erfahrung. Ich hatte einen Knaben; der einstmals zugegen war, als man sich bemühte, ein ertrunkenes Dienstmädchen zum Leben zu bringen. Er sah das Mädchen nackt auf der Bank liegen und weil dies einmal geschehen war, so nahmen wir diesen Gegenstand zu einer kurzen Unterhaltung vor. Nach einiger Zeit gerieth ich mit ihm auf ein Zimmer, das nebst anderen Gemälden auch mit badenden Dianen und schlafenden Venussen behängt war. Ich konnte bei der sorgfältigsten Beobachtung nicht merken, daß sie seine Aufmerksamkeit besonders erregten. Der Knabe war 12 Jahre alt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_149.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)