Seite:Laster der Unzucht (Oest) 185.jpg

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Jahre lang; ließ sie nicht von ihrer Seite; schlief bei ihr; gab auf ihre kleinsten Handlungen Acht und es gelang ihr durch diese fortgesetzte genaue Aufsicht, ihr Kind von der Gewohnheit zu befreien. Das Mädchen nahm an Lebhaftigkeit und Munterkeit zu, wurde gesellig und aufgeweckt und nach wenigen Jahren eine glückliche Gattin. Wer glauben könnte, daß eine solche genaue Aufsicht zu mühsam wäre, der würde auch wol das allerleichteste Mittel nicht gehörig anwenden, denn er würde den Werth eines Menschen nicht zu schätzen wissen. Ich glaube Möglichkeit und Zulänglichkeit einer solchen Aufsicht durch das eben erzählte Beispiel bewiesen zu haben.

Während dieser fortgesetzten Wachsamkeit, da die Leidenschaft ohne Nahrung ist, gewinnt die unterdrückte Vernunft ihre Herrschaft; die Einbildungskraft verliert ihr Feuer; andere Vorstellungen setzen sich in der Seele fest. Dabei würkt die Natur unvermerkt mit, indem sie die zu oft gereizten empfindlichen Theile stärkt, den Zeugungssäften weniger Schärfe mittheilt, und überhaupt ihre Oekonomie zum Vortheil des ganzen Körpers besser betreibt. Man kann also mit vieler Sicherheit darauf rechnen, daß

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_185.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)