Seite:Laster der Unzucht (Oest) 186.jpg

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alle nachherige Belehrungen desto würksamer seyn werden. Auch muß eine solche angelegentliche Bewachung selbst auf das Gemüth des Kindes einen starken Eindruck machen und nothwendig den Gedanken in ihm veranlassen, die Sache sey von der äussersten Wichtigkeit.

Dies Verfahren wird, wie leicht einzusehen ist, desto nothwendiger, je öfter die Jugend sich an die Wiederholung dieses Lasters gewöhnt hat. Ja, es ist alsdann beinahe das einzige, was helfen kann.

Man kann den Zustand solcher Kinder, die sich oft zu vielen Malen an einem Tage schänden, *) nicht anders, als eine würkliche Nervenkrankheit


*) Tissot führt Beispiele an, daß einige sich bis aufs Blut geschändet haben, und ich habe einen Knaben gekannt, der sich fünf bis sechs Mal an einem Tage schwächte und des Abends wie ein Betrunkener taumelte. Alle Vorstellungen, die ihm gemacht wurden, waren vergebens. Er war dumm und todt gegen jede andere Empfindung. Er wurde endlich nach einem Hospital gebracht, wo der Arzt ihn bewachen ließ. Nach einem halben Jahre war er zwar von seiner Gewohnheit los, aber ein elender kümmerlicher Mensch, von dem die Welt nichts hoffen, und auf der er nichts, als wenige reuvolle Tage erwarten konnte.
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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_186.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)