Seite:Laster der Unzucht (Oest) 196.jpg

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Unthätigkeit, Einsamkeit und trockene Beschäftigungen sind Gift für sie.

Allen Jünglingen auf Akademien mögte ich rathen, anatomische Vorlesungen zu hören und besonders die Erzeugungslehre sich anatomisch vortragen zu laßen. Es ist wahre Arzenei für das Gift der Einbildungskraft und erregt ernste Gedanken. *) Anatomie und überhaupt Physik, sollte von keinem Studierenden versäumt werden. Alle studierende Jünglinge sollten aber nach Akademien weit mehrere Kenntnisse und Geschicklichkeiten mitnehmen. Schulwissenschaften,


*) Als neunzehnjähriger Jüngling sah ich die Zergliederung eines weiblichen Körpers, wobei die Erzeugungslehre zum Theil vorgetragen ward. Alles frappirte mich und der Mann, der sie vortrug, redete so würdig und ehrerbietig, daß ich ihn oft dafür gesegnet habe. Meine Begriffe wurden hierüber so wohlgeordnet, daß, wie ich gewiß weiß, mancher leichtsinnige Gedanke dadurch zurückgehalten ist. Mögten alle Jünglinge solche Gelegenheiten haben, und mögte es auf allen Akademien solche Lehrer geben! Sie würden wahre Lehrer der Tugend seyn.

„Aber wehe den gewissenlosen Lehrern, die bei solchen Materien, welche mit Ernst und Würde behandelt seyn wollen, sich leichtsinnige Scherze oder wol gar schändliche Zoten erlauben, wie das leider auf einigen Universitäten nicht selten der Fall ist!“

Campe.
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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_196.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)