Seite:Laster der Unzucht (Oest) 198.jpg

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Ich berühre hier nun noch kurz den zweiten gewöhnlichen Abweg, den die Jugend zur Befriedigung unkeuscher Leidenschaften so oft betritt, wenn sie auch selbst bis in die männlichen Jahre von dem Laster der Selbstschwächung frei geblieben ist.

Die öffentlichen Unzuchtshäuser sind fortdauernde Gelegenheiten zur Unkeuschheit so vieler Tausenden und zum immer um sich greifenden tödtlichen Schaden der Menschheit. Selbstschwächung mag wol die Pest seyn, die im Finstern schleichet; aber diese sind die Seuche, die am Mittage verderbet. Was sind doch diese Häuser für traurige Gegenstände für den Menschenbeobachter! Ja, es ist mehr als Traurigkeit, was man empfindet; Entsetzen und Schauder überfällt einen, wenn man sich den engen schmutzigen Gassen nähert, wo Ein Hurenwinkel an den anderen stößt. Paarweise stehen hier die unzüchtigen Weibsbilder und locken mit unbeschreiblicher Schaamlosigkeit Männer, Jünglinge, Knaben in ihre mörderischen Umarmungen. Ich kann


thun, aber die Selbstschwächung können sie nicht verhindern. Die eigentlichen Verbesserer in diesem Stück, ja ich möchte fast sagen, die Verbesserer des ganzen Staats, sind Eltern und Erzieher.
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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_198.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)