Seite:Laster der Unzucht (Oest) 212.jpg

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sein träger Gang, Schaam, Gewissensbisse und Melancholie in jeder seiner Mienen, kurz sein ganzes Aeussere, verbunden mit einem abgestumpften Gedächtnisse und mit großer Verstandesschwäche, welches alles einen nahen und gänzlichen Hinfall drohete, war erschütternd genug für mich, um mich aus dem Taumel der Wollust aufzuwecken. Ich bebte vor dem nahen Abgrunde zurück, auf den ich, ohne es zu wissen, losgegangen war; dankte nun mit heißen, stummen Thränen der Vorsehung, die dem Verderben mich entriß, und gelobte ihr und mir mit einem heiligen Eide, das Laster künftig von ganzer Seele zu verabscheuen und zu fliehen.“

„Aber ach! wie wenig haben wir zu Austilgung gewohnter Laster schon gethan, wenn wir uns erst blos vorgenommen haben, sie aus unserm Herzen auszurotten! Wie groß ist da nicht immer noch die Gefahr des Rückfalls! – Kaum waren einige Wochen dahin; kaum hatte die Lebhaftigkeit der Eindrücke jener Erscheinung ein wenig nachgelassen, als die Macht der Gewohnheit und der Leidenschaft mich mit allen meinen guten Vorsätzen wieder zu Boden warf. Zwar folgte diesem und jedem folgenden Falle die herzlichste Reue, die aufrichtigste Erneuerung

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_212.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)