Seite:Laster der Unzucht (Oest) 226.jpg

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Religion Mittel sind, die Jugend vor der Unkeuschheit zu bewahren. Gegen den Werth dieser Mittel kann niemand etwas haben; aber gegen ihre Zulänglichkeit läßt sich allerdings manches sagen: denn sie geben der Jugend entweder keine innere Bewegungsgründe warum sie etwas meiden soll, oder keine richtige Kenntniß von dem, was sie meiden soll. Es bleibt also immer sehr von zufälligen Umständen abhänglich, ob sie so, oder anders wird. Gründe der Religion, elterliche gute Vermahnungen, Eindrücke durch warnende Beispiele würken freilich auf ihre Ueberzeugung, wenn sie nur die Sache selbst genug kennten. Ein gesunder starker Körper, Lust, Vermögen, Gelegenheit zu guten Beschäftigungen geben ihr eine vortrefliche Richtung. Vermeidung böser Gesellschaften sichert sie vor vielem. Aber dies reicht alles nicht zu. Denn wie ist es möglich, in einer Welt, wo Gutes und Böses geübt wird, sie allein und immer in der Bekanntschaft[1] mit jenem und der Unbekanntschaft mit diesem zu erhalten. Für die Welt werden sie erzogen. Sie müssen also die Welt kennen lernen; von ihren bösen, aber oft einnehmenden, von ihren guten, aber oft abschreckenden Seiten. Denn haben sie erst richtige Kenntnisse, dann haben


  1. Vorlage: Bekannntschaft
Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_226.jpg&oldid=- (Version vom 9.5.2018)