Seite:Laster der Unzucht (Oest) 231.jpg

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einer Sache schädlich seyn könne. Jede Wahrheit, die wir einsehen lernen, ist ein Zuwachs unserer Kenntniß, und je mehr und richtigere Kenntnisse wir besitzen, je richtiger und besser können wir handeln. Unwissenheit und mangelhafte Kenntnisse veranlaßen Irrthümer und Fehler. Sie sind die ersten Schritte zum Leichtsinn. Leichtsinn wird endlich Fertigkeit im Verkehrthandeln.

Eine Wahrheit kann die andere nicht aufheben, noch machen, daß unsere Ueberzeugung davon schwächer wird. Daß Unkeuschheit Sünde und schädlich sey, ist eine Wahrheit; daß der Mensch durch einen bestimmten Weg der Erzeugung seine Existenz erhält, ist auch eine Wahrheit. Diese beiden stehen mit einander nicht im Widerspruch; sondern in der letztern liegt der Grund der erstern. Schadet eine, so schadet sie nicht als Wahrheit, sondern als übelverstandene Wahrheit.

Ist es gewiß, daß die Jugend Kenntnisse von dem haben muß, was sie meiden soll, so muß sie auch Kenntnisse von der Unkeuschheit haben, so gut, wie vom Lügen, Stehlen und anderen Lastern. Ihre Kenntniß von der Unkeuschheit muß aber immer mangelhaft seyn,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_231.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)