Seite:Laster der Unzucht (Oest) 236.jpg

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Die Bedenklichkeiten, die mancher dagegen haben kann, sind hauptsächlich folgende:

Es sey unschicklich mit Kindern über diese Punkte zu reden, weil man sich dabei gewisser Benennungen und Ausdrücke bedienen müsse, die ihre Schaamhaftigkeit beleidigen und vielleicht selbst den Grund zur Schaamlosigkeit bei ihnen legen könnten.

Was den bloßen Verstoß gegen die Regeln des Wohlstandes betrift, so sagt dies hier nichts. Allgemeine Regeln des Wohlstandes giebt es nicht. Gesittete Menschen haben sich über gewisse Gesetze in dieser Hinsicht vereinigt, aber sie gelten nur in einzelnen Fällen. Nothwendigkeit hebt das Unschickliche einer Sache auf, so wie sie desto unschicklicher wird, je weniger sie nothwendig war. In einer vermischten Gesellschaft sich frei über die Erzeugung des Menschen auszudrücken, ist wider den Wohlstand; aber der Arzt, der Naturlehrer, der Zergliederer darf es in dem Zirkel seiner Zuhörer. Geht er von der Nothwendigkeit ab, so geht er auch vom Wohlstande ab. Alle kommt hier auf Umstände an.

Daß man durch diesen Unterricht den Grund zur Schaamlosigkeit bei der Jugend legen könne,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_236.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)