Seite:Laster der Unzucht (Oest) 241.jpg

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Ungefehr abhängt. In einer so wichtigen Sache wird doch ein jeder gern sich auf etwas mehr verlassen wollen, als auf den bloßen Zufall; auch muß es allen Eltern lieb seyn, daß ihre Kinder gerade darum so gut handeln, weil sie diese und jene Überzeugung haben; nicht, weil sie zufälliger Weise nicht anders handeln können. Ein Kind kann kein Geld stehlen, so lange es nicht weiß, wo Geld liegt und wo der Schlüssel dazu ist; aber wird es darum nie stehlen und hat man den geringsten Grund, sich auf seine Abneigung gegen das Stehlen zu verlassen?

Aber wie läßt sich nur Unwissenheit in diesem Fall immer als möglich gedenken? Alle Menschen, die zu reiferen Jahren gekommen sind, haben doch von diesen Dingen Kentnisse. Wurden sie ihnen von der Natur unmittelbar eingeflößt, oder erhielten sie sie durch eigenes Nachdenken und Untersuchen, oder durch Belehrungen anderer? Einmal und auf einige Art sind sie doch dazu gekommen. Und was schützte sie da, als die Unwissenheit aufhörte und Kenntniß in die Stelle trat? Unwissenheit muß doch einmal aufhören und kann also nur eine Zeitlang schützen. Alles was man gegen Belehrung sagen kann, trift nur bloß die frühe Belehrung.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_241.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)