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Ernst Ludwig Leithiger: Das Vogelsberger Rind und seine Zucht

wie die Widerristhöhe ist. Auch bei den Kühen finden wir ähnliche Verhältnisse; so ist bei Kuh No. 1 der Rumpf um 21 %, bei der jüngeren Kuh um 20 % und bei dem Durchschnitt der 5 Kühe sogar um 25 % länger als wie die Stockhöhe, während sie bei älteren Simmenthaler Kühen nicht wesentlich 20 % übersteigt. Durch diese gedrungene, mehr niedrige Stellung erscheint das Vogelsberger Rind kleiner als wie es thatsächlich ist. Die Brust ist schmal, aber verhältnismäßig tief. Die Tiefe beträgt bei allen Tieren, die ich bis jetzt gemessen habe – auch bei den oben in der Tabelle aufgeführten – mehr wie die Hälfte der Stockhöhe, gewöhnliche 10 % mehr, während die Brustbreite fast stets 1/3 der Stockhöhe nicht erreichte. Auch die Beckenbreite läßt oft zu wünschen übrig und bleibt unter 1/3 der Stockhöhe zurück. Diese Maße werden bekanntlich von den Simmenthalern nicht nur erreicht, sondern meist wesentlich übertroffen. Becken und Brust sind aber diejenigen Partien, die von der Ernährung, wenn die Züchtung unterstützend wirkt, am weitgehendsten, aber auch am schnellsten in der Weise beeinflußt werden, daß reichliche Ernährung Brust und Becken breiter macht. Die bei der Mehrzahl der Vogelsberger Rinder an diesen Partien auftretenden Fehler sind also nur die Folge einer Jahrhunderte hindurch fortgesetzten kärglichen Ernährung.

Die Haarfarbe des Vogelsberger Rindes ist rot, rotbraun bis dunkelbraun. Am gewöhnlichsten tritt rotbraun auf. Hellrote Tiere betrachtet man mit Mißtrauen, besonders dann, wenn die Tiere größer sind. Die Schwanzquaste zeigt in der Mitte weiße, im Kranz meist dunkelbraune Haare, die aber in der Jugend rot sind und erst im Alter von 6–8 Monaten durch weiße ersetzt werden. Weiße Abzeichen dürfen sonst nicht vorkommen. Nur Euter und hintere Bauchpartie zeigen meist eine hellere Färbung, doch darf dieselbe nicht scharf vom Rot abschneiden, sondern muß allmählich in dieses übergehen. Die Schleimhäute: Flotzmaul, die inneren Wandungen des Maules, Zunge, Augenlider, Scheide sind fleischfarbig. Die früher häufiger auftretende fahlgraue Färbung derselben ist in der neueren

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Ernst Ludwig Leithiger: Das Vogelsberger Rind und seine Zucht. Emil Roth, Gießen 1896, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leithiger_-_Vogelsberger_Rind.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)