Seite:Lenne-Lahn-Bahn 04.jpg

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wird, da die von Haardt kommende Linie schon bei Volkholz auf der Thalsohle liegt, während die von Altenhundem kommende Linie bei diesem Orte vielleicht noch mehr als 100 Fuß über der Thalsohle steht und wohl erst in der Gegend von Laasphe auf derselben anlangt.

Gleichergestalt ist auch der Berleburger Theil des Kreises Wittgenstein, falls der Ausgangspunkt Haardt gewählt wird, zu keiner Klage berechtigt. Dieser Theil des Kreises, der der größte ist, die meisten Einwohner zählt und die Hauptstadt enthält, und der noch dadurch besonderes Gewicht erlangt, daß sich in ihm die Raumlander Dachschiefergruben befinden, liegt so sehr zur Seite, daß er auch bei der Altenhundemer Linie immer noch anderthalb Meilen von der Bahn entfernt bleibt und deshalb nur daran denken kann, sich durch eine Chaussee mit ihr in Verbindung zu setzen. Diese Verbindung existirt auch bereits in der von Raumland nach Leimstrut führenden Straße, welche sich bei letzterem Orte einerseits nach Erndtebrück, andrerseits nach Laasphe verzweigt. Ersterer Weg ist nun nur ½ Meile kürzer als letzterer. Auf diese Wegeersparniß von ½ Meile reducirt sich also der ganze Vortheil, welchen die Altenhundemer Linie für den Berleburger Theil des Kreises vor der Haardter Linie voraus hat. Man kann beide Linien aber auch völlig für ihn gleichstellen, nämlich dadurch, daß bei Feudingen (was ja bei der Haardter Linie leicht ausführbar ist) ein Bahnhof etablirt wird. Dieser Bahnhof wäre dann dem Berleburger Theil des Kreises sogar noch etwas näher als der Erndtebrücker Bahnhof, so daß also dieser Kreistheil und das Haupt-Transportmaterial des Kreises, nämlich der Raumlander Dachschiefer, sich bei der Haardter Linie sogar noch um eine Kleinigkeit besser, als bei der Altenhundemer, stehen werden.[1]

Was also im Kreise Wittgenstein, bei Ausführung der Haardter Linie, klageberechtigt erscheint, ist nur der Erndtebrücker Theil desselben. Aber auch dieser steht zur Haardter Linie in keiner so vollen Opposition, wie unser Kreis zur Altenhundemer Linie. Wird erstere gewählt, so ist der Hauptort Erndtebrück von der Station Laasphe 2 Meilen entfernt, kann dieselbe also immer noch benutzen; wird dagegen die Altenhundemer Linie gewählt, so ist die Bahn für unsern Kreis so gut wie nicht vorhanden. Und sollte gar bei der Wahl der Haardter Linie eine Station in Feudingen etablirt werden, so ist Erndtebrück nur 1 Meile von der Bahn entfernt und hat sie also noch näher, als z. B. die in unsrem Kreise gelegene fast anderthalb mal so große Stadt Hilchenbach die Bahn bei Creuzthal.

Dennoch soll zugegeben werden, daß der Erndtebrücker Bezirk vollkommen klageberechtigt ist.

Es verdient dann aber auch folgende Vergleichung angestellt zu werden. Wird von Altenhundem ausgegangen, so sind es im Erndtebrücker Bezirk 21 Ortschaften und Hofe mit zusammen 4210 Einwohnern,

  1. Um die directe Verbindung zwischen Berleburg und Feudingen vollständig zu machen, bedarf es nur des Baues einer 600 Ruthen langen Straßenstrecke im Laxbachsthale von dem an der Leimstruth-Laaspher Straße gelegenen Holzhaufen nach Hermannsteg, an welch’ letzterem Orte dieser Neubau auf die von Erndtebrück nach Feudingen führende Chaussee trifft.
Empfohlene Zitierweise:
Die Lenne-Lahn-Eisenbahn und die beiden Kreise Wittgenstein und Biedenkopf, Siegen: Vorländer’schen Buchdruckerei, 1871, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenne-Lahn-Bahn_04.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)