Seite:Leo Kriegserinnerungen 08.jpg

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sehr scharf auf den Dienst passte. ‚Stramm im Dienst‘, pflegte der Sergeant zu sagen, ‚aber ausser Dienst habe ich nichts dagegen, mit den Herren auch einmal ein Glas Bier zu trinken‘. Er trank dann nämlich gewissenhaft so viele Seidel ihm vorgesetzt wurden. So ging es draussen auf der Maschwiese recht idyllisch zu, ich erinnere mich aus dieser Zeit keiner militärischen Unannehmlichkeiten, wohl aber der herrlichen Frühstücke. So hatte mir überhaupt noch nie etwas geschmeckt, wie die riesigen Semmeln mit Mettwurst (doppelt so groß wie die auf unserm Frühstückstisch), die ich mir zum Exerzieren morgens mitnahm, in der Frühstückspause schmeckten; dazu ein Feldfläschchen mit Nordhäuser, der eigentlich kein liebliches Getränk ist, aber dazu gehörte.

Das dauerte vier Wochen lang. In diese Wochen fielen die Schlachten bei Weissenburg und Wörth und die drei grossen vor Metz. Wie oft, wenn wir von der Masch nach Hause marschierten, fanden wir am Weender- oder Alleetor eine Siegesdepesche angeschlagen. Aber nur die erste grosse Nachricht, es war die vom Siege des Kronprinzen bei Wörth, regte zu lauten Ausbrüchen der Freude auf. Die Tage des 14., 16. und 18. August waren so furcht­bar blutig gewesen, dass dieser Ton gleich in den ersten Nachrichten vorklang; und wir erfuhren rasch, dass am 16., bei Mars la Tour, unser Regiment schwere Verluste gehabt hatte. Damit hing nun das nächste grosse Ereigniss zusammen, das uns selber betraf. Das Regiment brauchte Ersatz, und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_08.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)