Seite:Leo Kriegserinnerungen 77.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Menschen auf den Strassen. Alles war auf die bevorstehende Entscheidung gespannt; denn die Nationalversammlung war gewählt und sollte am 1. März in Bordeaux zusammentreten. Endlich kam der Tag und mit ihm der Friede und die Gewissheit, dass es nun der Heimat zugehe.

Die Aussicht, gleich nach Hause zu kommen, war freilich keineswegs sicher; und in der Tat ist unser Regiment dann noch lange Monate in Frank­reich geblieben. Aber der Rückmarsch wurde doch angetreten, von Tours direct nach Blois. Für mich war dieser Marsch eine böse Sache. Ich hatte seit einigen Wochen eine kleine Wunde am Fuss, eine aufgelaufene Stelle, die nicht heilen wollte und schon in Dissay, dann weiter in Tours vom Regimentsarzt behandelt worden war. Die Wunde sah jetzt recht unangenehm aus und der Arzt fürchtete eine arge Verschlimmerung durch das andauernde Marschiren. Der Weg bis Blois bekam mir denn auch recht schlecht. In Blois wurden, da wieder eine Zeit beschwerlicher Märsche bevorstand, die Leute, die nicht marschtüchtig waren, ausgesondert, um kurzerhand nach Deutschland zurückgeschickt zu werden. Als der Arzt mich sah, sagte er: ‚Sie dürfen nicht weiter marschiren, es ist das beste, Sie ziehen heim.‘ Mir war es sehr lieb, da in Frankreich doch alles vor­bei war, so auf Flügeln nach Hause geschafft zu werden. Wir waren etwa ein Dutzend Leute, die so, als Kranke, in Blois ins Lazaret gebracht wurden, um bei erster Gelegenheit ‚evacuirt‘ zu werden, wie man das nannte. Im Hôtel de Dieu empfingen uns zwei

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_77.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)