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nachzukommen, jenem seit dreißig Jahren gehegten Wunschtraum: „Wenn ich mal groß bin …“ und so feiert heute 1901 seine fröhliche Auferstehung.

Gottergeben nimmt die Angestelltenschaft die Urteilssprüche ihrer Ober- und Untergötter hin. Keiner fragt, wie der Gott in den Tempel gekommen ist. Keiner fragt nach der Qualifikation. Gott ist Gott … da dürft ihr nicht murren. Und wenn jemand murrt, dann ist es nur einer, der seinerseits gern angebetet werden möchte: ein verhinderter Gott.

Inzwischen verjüngen die Herren die deutsche Wirtschaft, und wir sollen zusehen und nicht verzweifeln. Denn im nächsten Jahr werden sie irgend ein andres Schlagwort mißverstehn, und einer wird dem andern etwas Neues nachplappern. Gott segne das Schiff, auf dem diese Industriekapitäne den Kurs angeben.



Herr Wendriner steht unter der Diktatur

– „Stieke –!

Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht so laut reden. Vorm Kino stehn SA-Leute … siehste doch. Steig aus. Wieviel macht das? Es wird schon nicht regnen … das hält sich. Komm rein. Und halt jetzt den Mund. Verzeihen Sie, bitte … Sei jetzt still. Welche haben wir denn …? Erste Reihe – is ja famos. So – den Mantel dahin, deinen … gib mal her.

Reklamefilms. Das ist ein Reklamefilm. Ach, den haben wir schon gesehn – das … Regierer –! Na, das ist aber komisch! Wie kommen Sie denn hierher? Was, in die Loge? Na ja, feine Leute … hähähä … So, das sind Steuerkarten. Ach? Du, Regierer hat noch zwei Karten frei,

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Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)