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Mach man fummßehn Jahre deinen Stiebel,

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setzte einmal aus, denn nehm se iebel.

Wenn se denn ooch noch n jüngern sehn,
fliechste raus – denn kannste stempeln jehn.
 Treue lohnt nich.

Wolln se wat, denn komm se anjeloofen –

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for den Schmus da kannste dir nischt koofn.

Wenn de dir nich hast den Rebbach rausjefischt:
fors Jewesne jibt der Jude nischt.
Sei man treu –
 die wolln dir ja bloß duckn,

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und denn kannste durch de Röhre kuckn.

 Treue lohnt nich.

Denn wer nämlich treu is, endt im Dalles.
Ja, det sachste so … Ick weeß det alles.
Mancher kann nich anders, als er kann –

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Jeh man imma wieda ran!

Ohne Dußligkeit und ohne Kompromiß,
weil det ehm Stärke is.
     Trotz der kalten Fressen von die Brieda –
     Mensch, Vatraun kommt imma wieda!

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     Wenn de dir nich inn Betrieb zerreibst,

     wenn de richtig bei de Stange bleibst,
     wenn de eene Sache treu bist, kuckste nie in Mond –
 Treue lohnt.


 Kino privat

Für Emil Jannings

In vielen Prokuristen steckt ein Perser-Schah,
der ruht, verzaubert. Aber manchmal, im Bureau,

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_387.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)