Seite:Lerne lachen ohne zu weinen 388.jpg

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wenn schläfrig nebenan die Schreibmaschinen schnattern,
so kurz nach Tisch … schlägt er im Traum die Augen auf und atmet.

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 Dreimal klatscht er leise

in die Hände. Ibrahim erscheint
und kreuzt die Arme, neigt sich, schweigt.
„Die Mädchen!“ sagt der Prok… der Schah.
 Und sieben Mädchen trippeln

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um ihn herum, jung, schlank, mit Öl gesalbt,

und eine ist dabei, feist wie ein praller Sack.
Der Schah versinkt in Weiberfleisch, in Brüste, die ihn streicheln,
er weiß nichts mehr, sieht rot, ist sieben Male Mann …
Wach auf, Gehirn! Das Hirn erwacht,

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und aller Unflat, den er je gelesen

und je erträumt, bricht aus dem Prokuristen-Schah.
Er schaut, er schmatzt, er schmeckt, er wittert …
„Fatme! Suleima! Ah, du bist …“
 Entzwei

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reißt ihn ein Klingellaut, der hart verzittert.

 Schah ab. Der Prokurist:
     „Hier Lützow siebenundsiebenzignulldrei!
     Am Apparat. Der Skonto? Wie gewöhnlich!
     Na, unser Doktor Freutel hat persönlich …“

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In vielen Angestellten wohnt ein Dschingiskhan,

der schläft, verzaubert.
 Aber manchmal, wenn
der launenhafte Chef den Angestellten piesackt,
bis dem die Galle hochsteigt, bis er kocht

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und bis er platzt –: dann steht der Kriegsmongole

wild in ihm auf. Er stürzt sich auf den Chef,

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_388.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)