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pfeift seinen Leuten, und die packen
den Herrn Direktor, binden ihn mit Lassos
und werfen ihn auf ihre Pferde,

35
nein: er wird am Sattel festgebunden

und muß nun laufen. Laufe! Willst du laufen!
Du Hund! Die Peitsche saust. Es stöhnt der Chef!
Dann wirbeln ihn die Reiter auf die Erde
und schneiden ihm … nein: nadeln ihn …

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nein: braten ihn in Kohlenfeuer

und streuen Salz und Pfeffer in die Wunden.
Und Mostrich.
 Und der Dschingiskhan
streicht seinen Seidenbart und lächelt: „Na, Herr Zaschke …?“

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Und während der Gefangene sich am Boden ringelt,

ergreift der Dschingiskhan den vollen Silberhumpen,
tut einen tiefen Schluck …
 „Der Alte hat geklingelt!“
„Sie! Könn Sie mir nicht Ihre Zinstabelle pumpen?“

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 – „Gewiß, Herr Direktor!

 Jawohl, Herr Direktor Zaschke!
 Bis morgen früh, Herr Direktor!
 Seppfaständlich, Herr Direktor –!“

So laufen manche Filme tief in Finsternissen.

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Kino privat. Der Regisseur siegt immer über das Geschick.

Du lächelst, Lottchen. Und ich möchte gerne wissen:
Was denkst du dir in diesem Augenblick?
Du machst dir viele Filme aus den Dingen.
Das tun sie alle. Laß sie ruhig drehn.

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Denn sagts der andre nicht wie Götz von Berlichingen –:

das, was er denkt, kann man zum Glück nicht sehn.

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_389.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)