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 Lehrgedicht

Wenn du mal gar nicht weiter weißt,
 dann sag: Mythos.
Wenn dir der Faden der Logik reißt,
 dann sag: Logos.

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     Und hast du nichts in deiner Tasse,

     dann erzähl was vom tiefen Geheimnis der Rasse.
 So erreichst du, daß keiner, wie er auch giert,
 dich je kontrolliert.

Willst du diskret die Leute angeilen,

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 dann sag: Eros.

Sehr viel Bildung verleiht deinen Zeilen:
 Dionysos.
     Aber am meisten tun dir bieten
     die katholischen Requisiten.

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 Tu fromm – du brauchst es gar nicht zu sein.

 Sie fallen drauf rein.

Machs wie die Literatur-Attachés:
 nimm ein Diarium.
Die Hauptsache eines guten Essays

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 ist das Vokabularium.

     Eros und Mythos hats immer gegeben,
     doch noch nie so viele, die von ihnen leben …
 So kommst du spielend – immer schmuse du nur! –
 in die feinere deutsche Literatur.

Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)