Seite:Letzte Stunden, Tod und Begräbniß des hochwürdigen Herrn Pfarrers Wilhelm Löhe.pdf/13

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Leichenpredigt gieng. Unbefriedigt und vielleicht sogar verstimmt durch die übergroße Einfachheit und Anspruchslosigkeit dieses Leichenbegängnisses ist am Ende der eine und andere heimgekehrt, den weiten und schwierigen Weg, den er hatte zurücklegen müssen, bereuend. So dachte jener alte Pfarrer und treue Freund unsres seligen Herrn Pfarrers nicht, der an den Pappelbaum zunächst der Gruft gelehnt so bitterlich weinte und der dem Schreiber dieses im Heimgehen erzählte: er sei selbst erst vom Krankenlager aufgestanden, habe es mit Mühe und genauer Not erreicht, gerade noch rechtzeitig zum Begräbniß zu kommen und müsse sofort den Heimweg antreten, um am andern Tag seine Epiphanienpredigt zu halten. Der war vollkommen befriedigt, lobte seinen seligen Freund im Tode noch, daß er an seinem Grabe keinen Prunk eines Menschenworts, sondern nur die hehre Majestät des Gotteswortes walten lassen wollte, und fand gerade diese einfache Weise des Begräbnisses schön und einzig würdig des Fürsten und Großen in Israel, dessen Verlust wir betrauern.

 Dennoch war es uns allen ein süßer Trost, daß wir wenigstens im engsten Kreise am stillen Abend dem Drange unseres Herzens folgen und den gewohnten abendlichen Gottesdienst in unserm lieben Betsaal dem Andenken unseres entschlafenen Hirten und Meisters weihen konnten. „Eine Diakonissenleiche sollt ihr mir halten lassen“ hatte er gesagt, und dies gab Recht und gutes Gewissen im Abendgottesdienst ihm eine Parentation zu halten, wie sie bei unsern Diakonissenleichen üblich ist und selbst bei den Leichen unsrer armen Geisteskranken und Epileptischen kaum unterlassen wird. Zur Stunde des Abendgottesdienstes versammelte man sich im Betsaale, aus dem man den Weihnachtsschmuck der Blumen, Fichtengewinde und Lichter entfernt und ihn in Trauerfarbe gekleidet hatte. Man sang den 90. Psalm und Lied Nr. 552, dann trat der bisherige Conrector an das Pult und gab in gedrängtester Übersicht die wichtigsten Data aus dem Leben unseres sel. Herrn Pfarrers in folgender Weise:

 Da mir den ganzen Tag nichts anderes im Sinne ist als den Willen unsres großen Todten zu ehren, so kann ich auch keinen Lebenslauf geben, wie man ihn bei Leichen erwartet, sondern nur eine knappe Aneinandereihung der wichtigsten Thatsachen aus dem Leben des Entschlafenen, einen Lebenslauf im Chronikenstyl.

 Der hochwürdige Herr Johannes Konrad Wilhelm Löhe ist geboren zu Fürth am 21. Februar 1808 und getauft am 24. desselben Monats. Zum erstmaligen Genuß des heil. Abendmahls wurde er zugelassen am 10. Juni 1821. Am 6. September des Jahres 1826 absolvirte er das Gymnasium zu Nürnberg und am 23. October desselben Jahres bezog er die Universität Erlangen. Am 23. April 1828 wurde er an der Universität Berlin immatriculirt, an der er ein Semester zubrachte und von wo er wieder nach Erlangen zurückkehrte, um dort