Seite:Letzte Stunden, Tod und Begräbniß des hochwürdigen Herrn Pfarrers Wilhelm Löhe.pdf/15

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 Am 11. August 1864 wurde die neue Blödenanstalt, am 23. Juni 1865 das Magdalenium, am 14. October 1867 das Männerhospital und am 1. November 1869 das Frauenhospital eingeweiht.

 Im August des Jahres 1865 war die Filialanstalt Polsingen gegründet worden.

 Dies sind die Bausteine seiner Thätigkeit für das Reich Gottes. Nun ist er erlöst von der großen Arbeit seines Lebens und der bittern Schwachheit seiner beiden letzten Lebensjahre und ist eingegangen zu seines HErrn Freude, wo er ruht von seinen Werken, die ihm nachgefolgt sind in die Ewigkeit.

 Er ruhe im Frieden und das ewige Licht leuchte ihm! Amen.

 Hierauf folgte die Lection: Jesaia Kap. 6, woran sich die nachstehend mitgetheilte Parentation anschloß.

 „Ich hätte es nicht gewagt und wagen dürfen, diesen Text zu wählen, aber Gott der Herr selbst, – ich darf es sagen – hat diesen Text als Überschrift über das Leben seines Knechtes geschrieben. Wie das geschehen, will ich euch erzählen. In einer mir unvergeßlichen Stunde erzählte er einmal von seiner Ordination in der leichten und halb scherzenden Weise, die ihm eigen war, wenn er von sich und seiner Vergangenheit redete. „Ich war, sagte er, eben damals auch ein Leser und Verehrer der Dichter und da fiel mir die Stelle ein, daß im Menschenleben Augenblicke sind, wo der Mensch eine Frage frei hat an das Schicksal und da bat ich Gott um ein Wort aus seinem Munde an meinem Ordinationstag. Ich schlug meine Bibel auf, und Hand und Auge gerieth auf die Stelle: Jesaia 6, 8–10. Da dachte ich: Der Text paßt nicht, der gefällt mir nicht; ich muß einen andern haben. Da schlug ich ein zweitesmal die Bibel auf, und diesmal fiel mein Auge auf Apostelgesch. 28, 25-27. Da hatte ich ein zweitesmal denselben Text. Aber in meiner Thorheit sagte ich: Erst recht mag ich den Text nicht. Ich muß einen anderen haben. Da schlug ich zum drittenmal die Bibel auf und diesmal bekam ich die Stelle Joh. 12, 38–41. Da wurde es mir feierlich zu Mut, sagte er, zumal ich nun las: Solches sagte Jesaias, da er seine Herrlichkeit, Jesu Herrlichkeit sah. Nun hatte ich genug und ich sagte: Hie bin ich, HErr sende mich“ So hat also wie eine Stimme aus dem Heiligthum diesen Knecht des HErrn in den Weinberg seines HErrn gesandt. Warum erzähle ich euch das wieder? Nicht deswegen, weil auch ein feierlicher Ton des Himmels, eine Stimme aus der andern Welt in seine Berufung, wie in die des Propheten herniederklang; auch nicht, weil seine Lippen gleichfalls wie von der Kohle des Seraph berührt waren, nicht weil ihm der Strom der feurig begeisternden Rede gegeben war, mit der er uns so oft über dies arme Erdenleben hinaushob, daß unsere Seele innerlich jauchzte und alle Herzen brannten. Ich denke nicht daran,