Seite:Letzte Stunden, Tod und Begräbniß des hochwürdigen Herrn Pfarrers Wilhelm Löhe.pdf/21

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Opfer selber freudig an Jesu Krippe niederzulegen. Der Epiphaniastag war ja in eurer Gemeinde ein Opfertag, wo von fern und nah die Leute kamen und ins Pfarrhaus ihre Gaben trugen. Soll das nun anders werden? Sollen wir heute in geschwächter Freude feiern und ein ärmeres Opfer haben, deshalb weil wir am Vorabend des Dettelsauer Opfertages den Mann zu Grabe trugen, der hier pflegte die Lichter anzuzünden und die Opferfreude zu erregen? Dann dankten wir schlecht für die Gabe dieses Lebens. – Wir feiern keine Feste Menschen zu Ehren. Auch Marienfeste feiert unsre Kirche nicht anders als zu Jesu Ehren. Aber sollte es möglich sein, daß jemand heute an dieser Stätte, welche heute wie nie den Eindruck der Verwaisung macht, in einem andern Sinn und in einer andern Absicht auftrete, als in der: so viel als möglich im Namen und aus der Seele dessen zu reden, bei dem euer aller Herzen sind in dankbarer Liebe und der bei euch ist in unvergeßlicher Treue? Nun er am Vorabend des Dettelsauer Opfertags das Opfer seines Lebens vollendet hat, und ins Grab gesenkt ist, nun rede er in eurer Mitte. Aber er redet aus der verklärten Welt, er redet von der Herrlichkeit Gottes umleuchtet; er redet wie einer, der mit der Gemeinde der vollendeten Gerechten Priesterdienste thut und opfert vor dem Thron des Lammes. Er möge uns nun predigen, was Freude der Herrlichkeit ist im Anschauen Jesu, und was für Opfer des Danks und der Liebe von denen geopfert werden, die zu Jesu kommen im letzten, vollen Sinn des Worts. Alter Glaube ist, wie der heil. Jacobus schreibt, wenn er rechter Art ist, ein Glaube an den HErrn der Herrlichkeit. Alter Glaube hat es mit der Einigkeit, mit der zukünftigen, verborgenen Welt zu thun. An Jesum glauben heißt nicht blos einen Glauben haben wie ihn jene Juden hatten, die in Büchern bewundert nachschlagen konnten und wußten, daß Jesus sollte in Bethlehem geboren werden. Der Glaube ist selbst schon ein Kommen zu Jesu. Aber im vollsten Sinn zu Jesu kommen heißt zu dem erhöhten, verherrlichten Jesus kommen auf dem Weg über Golgatha durch die Pforte, durch die man eingeht in die Welt der Herrlichkeit.

.

 Es war ganz der Weg der Heiden, daß sie durch eine Sternerscheinung vom Morgenlande herbeigezogen wurden. Auf dem Wege der durch die Geschichte beleuchteten Naturoffenbarung führt Gott die Heiden. Israel hatte die Weissagung, aber die Weissagung war auch nicht viel mehr als Sternenlicht. Wir haben das Wort und die heil. Taufe, dadurch wir zu Jesu kommen. Wenn dieser Stern dem Menschen aufgeht, so daß er an seinen Herrn Christum glaubt, dann freut er sich – wie es im Texte heißt „eine große Freude, sehr groß“ Der Stern schwindet auch nicht wieder, sondern geht vor dem Menschen her, wenn er gläubig geworden ist. Aber wißt ihr eine Stunde, wo es ist wie da in Bethlehem, wo man ihn wiedersieht mit ganz anderen Gefühlen und man sich sagt: Das ist mein