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Haupt schlug und auf Grund des Vertrages mit der Türkei (1672) auf kurze Zeit sogar die volle staatliche Unabhängigkeit der Ukraine zu erlangen wußte. Völlig konnte die Ukraine ihre zahlreichen Feinde nicht vernichten, und immer von neuem kamen – wie bereits erwähnt – in die ukrainischen Gebiete feindliche Armeen, um hier, auf dem ukrainischen Boden, in Blutströmen den Weltkampf um die Gebiete von der Ostsee bis zum Schwarzen Meere zur Entscheidung zu bringen.

Der Schluß dieses langjährigen und nur mit ganz kurzen Unterbrechungen geführten Weltkrieges ist ohnehin allgemein bekannt. Der Kampf um die Besitzungen an der Ostsee, an dem sich die Polen, Schweden und Russen beteiligten, endete für die Polen im Jahre 1721, ja sogar schon im Jahre 1660 mit deren vollständiger Niederlage. Nach dem Olivaer Vertrage vom Jahre 1660 verblieb den Polen nur ein ganz kleiner Streifen der Ostseeprovinzen, und mit dem Vertrage zu Nystedt vom Jahre 1721 ging auch diese Besitzung für die Polen ein für allemal verloren. Einige Zeit verblieben die Ostseeprovinzen Kurland, Estland, Ingrien und Karelien bei Schweden; jedoch nach dem unglücklichen Kriege mit Rußland, insbesondere nach der Schlacht bei Poltawa vom Jahre 1709 (an welcher Schlacht sich auf seiten der Schweden auch der Kosakenhetman Iwan Mazeppa mit seinen Truppen beteiligte!), konnte Schweden die Ostseeprovinzen nicht mehr behaupten. Mit dem Jahre 1721 gingen diese an Rußland über, welches sich in ihrem Besitze bis auf den heutigen Tag zu erhalten wußte. – Der Kampf um die Besitzungen am Schwarzen Meere, um die Becken des Dnipr und Dnistr erforderte geraumere Zeit und hat erst Ende des 18. Jahrhunderts seinen vorläufigen Abschluß gefunden. Die von Polen, Türken und Moskau angegriffenen Ukrainer trachteten immer von neuem ihre Selbständigkeit zu erlangen, indem sie sich einmal den Polen, das andere Mal den Russen, ja sogar

Empfohlene Zitierweise:
Eugen Lewicky: Die Ukraine der Lebensnerv Rußlands (= Ernst Jäckh (Hg.): Der Deutsche Krieg, 33). Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. Berlin 1915, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lewicky_Die_Ukraine_1915.pdf/10&oldid=- (Version vom 24.2.2022)