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III
Das Wiedererwachen der Ukraine

Die mächtige Freiheitsbewegung, die Ende des 18. Jahrhunderts wie ein erfrischender Frühlingshauch über alle Länder Europas ging, hat auch die Ukraine zu neuem Leben geweckt.

Ein Teil der Ukraine links vom Dniprstrome, die sogenannte östliche (linksseitige) Ukraine, ging schon in den Jahren 1654 und 1663 in den Verträgen von Perejaslav und Andrussow an Rußland über, die andere Hälfte, rechts vom Dnipr, die rechtsseitige Ukraine, wurde im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts zu wiederholten Malen abwechselnd von Polen, Russen und Türken besetzt, bis endlich nach der Teilung Polens auch dieser Teil an Rußland fiel. Nur Galizien kam an Österreich-Ungarn, und ebenso die Bukowina, die im Laufe der Jahrhunderte ihren besonderen Weg ging und im Jahre 1777 ebenfalls der Donaumonarchie einverleibt wurde.

Der Perejaslaver Vertrag sollte zwischen der Ukraine und Moskau eine Personalunion begründen. Dieser Vertrag wurde aber bald von dem russischen Zaren mit Füßen getreten. Dem ukrainischen Hetman, dem freigewählten Oberhaupte des ukrainischen Staates, wurde bereits kurz nach der Vereinigung mit Rußland eine besondere Kommission – das „kleinrussische (!) Kollegium“, angeblich zur Erleichterung in der Landesverwaltung, aufgedrungen, welche Kommission zur Hälfte aus russischen Beamten bestand und allmählich die ganze Verwaltung der Ukraine an sich riß. Im Jahre 1782 wurde

Empfohlene Zitierweise:
Eugen Lewicky: Die Ukraine der Lebensnerv Rußlands (= Ernst Jäckh (Hg.): Der Deutsche Krieg, 33). Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. Berlin 1915, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lewicky_Die_Ukraine_1915.pdf/24&oldid=- (Version vom 24.2.2022)