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Seine Mutter hatte ihn nie geküsst und sein Vater noch weniger.

Und später – – –

Ludwig wühlte die Hände in sein dichtes Haar und stöhnte verzweifelt auf.

Er lechzte auch jetzt noch nach Liebe!

Er hatte eine glühend sinnliche Natur, die ihm wie ein Fluch des Himmels erschien, denn noch nie war seine Sinnlichkeit wahrhaft befriedigt worden, immer hatte er sich nach dem Genusse traurig und verlassen gefühlt.

Alle seine Bekannten hatten doch hie und da ein Mädchen gefunden, mit dem sie ein Liebesverhältnis anknüpften, wenn sie auch beiderseitig wussten, dass diese Liebe nur vorübergehend sei.

Aber er – –

Mit der brennenden Sehnsucht im Herzen nach einem Geschöpf, das sich ihm einmal, auch nur einmal aus Liebe hingeben würde, suchte er, suchte, und fand nichts …

Und seine Begierde nach einer erwiderten Umarmung war so gross.

War es nicht ein lächerlicher Gedanke, 35 Jahre alt sein und nicht wissen, wie man aus Liebe küsst?

Er war reich, er war unabhängig, – wie gern hätte er alles dahingegeben, für

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman.'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/10&oldid=- (Version vom 17.10.2016)