Seite:Literarischer Verein Stuttgart IX 072.png

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der Regel, aber wie es scheint von spæterer Hand, durch einen § bezeichnet. Auf den Rändern finden sich hie und da, namentlich gegen das Ende der Hs., Bemerkungen, die ich gleich unter dem Texte beigefügt habe. Auf der Vorderseite des ersten Blattes unten steht von einer Hand des 16. Jahrhunderts „Alte Lieder.“

Die Handschrift hat noch den alten, geschmackvollen Einband, den der für Wissenschaft und Kunst begeisterte Churfürst Otto Heinrich (1556–1559) vielen seiner Bücher und Handschriften durch den geschickten Buchbinder Georg Bernhard aus Görlitz geben ließ. Er besteht aus hölzernen, mit braunem Leder überzogenen Deckeln, deren Ecken, so wie die Spangen, mit Messingblech beschlagen sind. Das Leder ist mit einer schœnen Form, welche sinnreiche Figuren darstellt, gepresst. In der Mitte enthält der vordere Deckel des Churfürsten Bildnis mit langem Barte, der hintere das pfälzische Wappen. Über dem Bildnisse stehen die Buchstaben O. H. (Otto Henricus), darunter P. C. (Palatinus Comes), und noch weiter unten die Jahrzahl 1558: alles in gutem, dauerhaftem Golde ausgedrückt. (Vergl. Wilken, die Geschichte der Heidelberger Bibliothek S. 123.) Nach Adelung’s[WS 1] Angabe stund auf dem Rücken des Buches die Aufschrift: „Cantiones variarum rerum.“ Davon ist aber nichts mehr zu lesen.

Die erste und zwar sehr ausführliche Beschreibung nebst Auszügen gab Friderich Adelung in seinen „Nachrichten von altdeutschen Gedichten, welche aus der Heidelbergischen Bibliothek in die Vatikanische gekommen sind“ (Königsberg 1796. 8º) 1, 87–130;[WS 2] eine Aufzählung aller einzelnen Strophen und weitere Nachweisungen (aus Glöckle’s Abschrift) v. d. Hagen in seinem Grundriss (1812) S. 486–497. Einige Berichtigungen der Adelungischen Nachrichten stehen in Wilken’s Verzeichniss der Heidelberger Handschriften (1817) S. 438. 439., und erst neuerlich ließ Lachmann[WS 3] die Strophenanfänge abdrucken in Haupt’s Zeitschrift (1843) 3, 308–332.[WS 4]

Die Grundsätze, die mich beim vorliegenden Abdrucke leiteten, sind dieselben, die ich bei der Weingartner Handschrift befolgt habe, und ich begnüge mich daher, auf das dort Gesagte zu verweisen. Von außen her sind mir zwar keine Urtheile darüber zugekommen: mein Verfahren erscheint mir aber noch immer als das für diesen Fall einzig richtige und ich habe keinen Grund

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich von Adelung.
  2. Nachrichten von altdeutschen Gedichten, welche aus der Heidelbergischen Bibliothek in die Vatikanische gekommen sind. Nebst einem Verzeichnisse derselben und Auszügen. Königsberg 1796 Google.
  3. Karl Lachmann.
  4. Moriz Haupt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsches Alterthum.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart (Band IX). Stuttgart, 1844, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Literarischer_Verein_Stuttgart_IX_072.png&oldid=- (Version vom 11.11.2018)