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Seite:Literarisches Conversations-Blatt 1824 Kunstausstellung Dresden 2.djvu/4

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sich hervordrängt. Ich möchte neben den einsamen Wanderer treten, der dies Heldengrab so sorgsam betrachtet, um so mehr, da ich glaube, in ihm den lieben Künstler zu erkennen, den ich so gern für viele der herrlichsten Genüsse danken möchte!

Fedor. Kleine Schwärmerin, wol weiß ich, wie Du immer an Friedrich’s Werken hängst. Doch übersieh unsern wackern Dahl nicht. Sein Seesturm gehört zu den schönsten Werken dieser Art; diese Wogen rauschen und wirbeln, thürmen sich und schäumen; es ist eine Bewegung, Leichtigkeit und Wahrheit darin, wie man sie selten findet. Wie trefflich und sorgsam ist Alles bis auf’s Kleinste ausgeführt; wir sehen dies Schiff sich am Felsenriff zertrümmern; einzelne Matrosen retteten sich auf jene unwirthliche Klippe; andere suchen im Boot jenes pfeilschnell segelnde Schiff zu ereilen; die Unglückliche, die sich da an das Tauwerk klammert, kann sich nur noch Minutenlang erhalten. Die Streifregen, die vom Sturm gepeitschten Wolken, Alles ist treu und wahr der Natur abgelauscht. Reizend ist dagegen seine Gebirgspartie aus Tirol, wo der Gießbach zwischen den schroffen Felswänden herabschäumt.

Edwin. Und übersiehst Du seine schauerliche Seeküste von Norwegen, und jenen furchtbaren Ausbruch des Vesuvs mit den brennenden Glutströmen der Lava und der Aussicht auf Neapel?

Fedor. So brav dies Werk sein mag, so spricht es mich weniger an, weil es mir die Grenzen malerischer Darstellung in der Wahl des Gegenstandes zu überschreiten scheint, weil solche Wahrheit aufhört, künstlerisch schön zu sein und jede Nachbildung doch pygmäenhaft erscheinen muß.

Der Vater. Ich freue mich stets, noch etwas von unserm tüchtigen Veteran Klengel zu sehen, den ich schon in der Jugend am liebsten hatte.

Fedor. Verjüngt sehen wir ihn in den braven Werken seines fleißigen Schülers Traugott Faber, dessen Schloß Lohmen mir besonders gefällt. Eusebius Faber gab ein paar recht liebliche kleine Landschaften, doch ist mehr Geschmack als Studium darin. Trefflich sind Hammer’s Aquarellgemälde.

Die Mutter. Warum verweilt Ihr aber gar nicht bei Schnorr’s Sepiazeichnung, Hermann und Thusnelden darstellend?

Fedor. Weil ich sie weder echt nationell, noch lebendig und charakteristisch finde. Doch wir sahen wahrlich genug für heute. Bei einem zweiten Besuch, wo wir durch die andern Zimmer streifen, finden wir vielleicht auch hier in diesem noch etwas zu betrachten.

146.     
(Der Beschluß folgt.)
Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Ueber die diesjährige Kunstausstellung in Dresden. Brockhaus, Leipzig 1824, Seite 980. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Literarisches_Conversations-Blatt_1824_Kunstausstellung_Dresden_2.djvu/4&oldid=- (Version vom 7.12.2024)