Seite:Loehe Erste Predigt zu Neuendettelsau (1837) 08.png

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Evangelium, die Freudenbotschaft der völlig, umsonst vollbrachten Erlösung, die Botschaft, daß vom Sünder die Bezahlung seiner Schulden nicht mehr verlangt werden soll, weil Einer, Ein Gerechter für alle gebüßt, für alle gezahlt hat; die Botschaft, daß auch die, welche am meisten Ursach hätten sich vor dem Gesetz zu fürchten, zu trauern, zu verzweifeln, Freudenöl für Traurigkeit und schöne Kleider für ihren betrübten Geist erhalten sollen; – die Botschaft, daß eine angenehme Zeit, ein gnädiges Jahr des HErrn gekommen ist, daß alle Gebete um der durch Christi Tod vollendeten Erlösung willen erhört sind, daß wir einen Zugang zum Vater haben und in Seiner Hütte uns bergen können zur bösen Zeit und in Ewigkeit. Wohlan, ihr Sünder, betrübten Herzens, ihr unter die Laster wie unter Mörder gefallenen Seelen, hie bin ich und mit mir Gottes Wort, Gottes Evangelium, die Ölflasche des barmherzigen Samariters, das Blut der Versöhnung, aller Sünder Trost! – HErr, gnädiger, barmherziger Gott! Du hasts gut mit mir gemeint, denn Du hast mich die Kraft Deiner Versöhnung schmecken lassen, – ich weiß, was drum ist; – Du hasts aber auch gut gemeint mit diesem Volke, daß Du ihnen mit mir Deine Zeugnisse zu ihres Herzens Wonne gibst! So rüst mich nun aus mit täglicher, demüthiger Erfahrung der versöhnenden und erlösenden Liebe, – laß Ströme lebendiger Predigt wie Wasser auf die Gemeinde von mir fließen – und Erkenntnis Deiner herrlichen Gnade die Seelen bedecken, wie Wasser des Meeres Grund bedeckt; – ach, laß mich nicht allein durchs Gesetz erwecken, sondern auch durchs Evangelium trösten, nicht bloß zur Buße, sondern auch zum Frieden der Rechtfertigung, nicht bloß zum Gefühl Deiner Nähe, sondern auch zu dem großen Glauben an Deine liebe Nähe, nicht bloß zur Erkenntnis der Sünde, sondern auch zur Verläugnung derselben, zur Heiligung der Herzen die Deinigen hindurchführen, – auf daß erkannt werde, daß ich Dein Wort predige, nicht meines, und die Lästerung der elenden Weltkinder durch ein heiliges, stilles, demüthiges Leben der Gläubigen verstopft werde!

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     2) Wenn aber nun auf diese Weise Gottes Wort unter euch von mir gepredigt werden wird, woran ich gar keinen Zweifel habe, weil ich Gottes Verheißungen traue; so muß von eurer Seite auch