Seite:Loehe Erste Predigt zu Neuendettelsau (1837) 13.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von jenem Gefühle dich ergriffen hat, welches in der hellen, grellen Hölle aller Sünder Gewissen durchzucken und durchbeben wird ohne Ende; dann gedenke ans Evangelium des Friedens, an die Vergebung der Sünden, welche das Wort Gottes predigt; – bewahrs für solche Zeiten und tröste dein armes Herz damit. Ja, wenn dein Herz keine fühlbare Tröstung aus Gottes Wort sollte nehmen können, wenn von demselben keine Freude in deinen Geist übergehen sollte, wenn es dem Gefühl nach für dich unnütz scheinen, todt scheinen sollte: denk doch dran, denke grade recht ernstlich dran, halt dich dran, so kalt und eisig es dir vorkomme, es ist dennoch voll Lebenskraft und Wärme, – vergiß es nicht! Ach Bruder, es ist keine Kunst ein Christ zu sein, wenn man an den Brüsten des göttlichen Wortes die Kräfte jener Welt und himmlische Freuden saugt; aber das ist Gnade Christi, wenn man dem Gefühle nach verlassen scheint, Gottes Wort zu bewahren und Seine im Wort ausgesprochene Vergebung für größer und wahrer zu halten als den Brand und Zweifel im Herzen, die verheißene Freude, den gelobten ewigen Frieden für viel edler und erwählenswerther als alle Freude, die man hier spüren könnte. Bruder, bewahr das Wort vom Kreuz, von der Vergebung, vom Frieden: wer das bewahrt, kann nicht verloren gehen. Höret, meine Lieben! Nicht wahr, ihr habet bereits Gottes Wort gehört, ihr habet es in der letzten Zeit kennen gelernt, manche unter euch haben wirklich eine Liebe dazu gewonnen; nun sehet zu, daß ihrs bewahret! Gesäet ist, gepflanzt ist, ich will begießen, der HErr will Gedeihen geben; so bringt nun Frucht in Geduld und wachset durch die Kraft des HErrn von einer Klarheit zu der andern und von Gnade in Gnade hinein! Es ist leicht für den Menschen, am Wort fest halten, so lange der Prediger da ist, welchem man die Erweckung verdankt: denn wer eine Gemeinde erweckt, hat den ersten Preis bei ihr, die erste, eindringlichste Sprache in ihr Herz; aber wenn der Vater weggenommen ist, wenn ein andrer an die Stelle tritt, der nicht dieselben Gaben und bei demselben Worte doch eine andre Art und Weise hat, an die man sich erst gewöhnen muß, die einem schon deshalb nicht mundet, weil sie nicht ganz wie die des vorigen Lehrers ist, – wenn es nun gilt, dem ersten Lehrer zu entsagen, an den nachfolgenden nicht wieder das Herz zu hängen,