Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/141

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schlummert. Wie ward es ihm, da er sie selbst erblickte, die schon im Bilde sein Herz bewegt hatte. Er zitterte, er kniete neben ihr nieder und war im Anschauen der himmlischen Gestalt versunken. – Sie erwachte und war betroffen, den schönen Schäfer auf den Fensterscheiben hier lebendig zu sehen. Beide näherten sich bald einander, denn sie waren einander ja schon durch die Gemälde bekannt, und daher liebten sie sich auch einander sehr bald, obwohl Keins in dem Andern etwas Höheres vermuthete, als Schäfer und Schäferin.

Sie erzählten sich, wie oft sie einander gesehen hätten. Da gab es Fragen, da gab es Antworten, da gab es Bewunderung und Erstaunen, und sie wußten nun, wer sie waren, und fühlten, daß sie vom Schicksal für einander bestimmt wären, obwohl sie sich in ihrer vorigen Gestalt so sehr vor einander gegraut hätten.

Sie blieben, was sie jetzt waren, und verlangten nicht in das Leben der vorigen Hoheit zurück. Sie hatten Gesundheit, Unschuld, Frieden und Liebe, und waren glücklich dadurch. Er lehrte die Hirten des Thales Bäume veredeln, eßbare Kräuter erziehen und mancherlei Künste mehr, und Sie lehrte die Hirtinnen mancherlei weibliche Künste, die zur Anmuth und Bequemlichkeit des Lebens dienen.

Aus dem Thale, worin sie lebten, stammt das schöne Hirtenleben her, welches späterhin in Arkadien wieder recht aufblühete, und aus diesem Thale dorthin gekommen war.