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15. Die Zauberflöte.

Nicht weit von der Hauptstadt des Landes Kohrasan, mitten in einem unendlich großen Walde, lag ein wunderherrliches Schloß, welches vor Jahrtausenden ein König der Geister hatte erbauen laßen.

Lange war das Schloß unbewohnt geblieben, jetzt aber wohnte eine mächtige Fee darin, die für grausam und gefährlich ausgeschrien war, weil sie nicht jeden vorwitzigen Narren erlauben wollte, aus bloßer Neugier ihr Schloß auszuspähen, und dann Dinge davon zu erzählen, an welchen kein Wort wahr war.

Der König von Kohrasan hatte einen Prinzen, der Lulu hieß, und ein großer Liebhaber von der Jagd war, die er denn auch in dem großen Walde fast täglich trieb, zumal da des Wildes zu viel war. Er hütete sich aber dem Gebiete der Fee zu nahe zu kommen, denn es war bekannt, daß das selten ganz ungeahndet geschehen durfte: „Man muß Niemand beleidigen, sagte er, aber auch Niemand fürchten, wenn man Frieden haben will.

Es war eines Tags eine große Jagd im Walde, und Lulu hatte sich vorgenommen, auf kein geringeres Wild zu jagen, als auf einen Tiger, deren es viele im Walde gab. Er ließ daher das kleinere Wild, Luchse und Füchse, ungehindert gehen. Aber jetzt kam ein mächtiger Tiger daher, der eine überaus schöne weiße Gazelle verfolgte. „Da ist mein Wild!“ sagte er, und setzte dem Tiger nach. Dieser konnte die Gazelle nicht erlangen, die ihm durch ihre leichte Behendigkeit mit den künstlichsten Sprüngen und Wendungen immer entging, aber er konnte eben so wenig an den Tiger kommen. Es ging dahin und dorthin, bergauf bergab; er kam in Gegenden, wohin er noch niemals gekommen war, und ehe er sich deßen