Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/151

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sahe, wendete sie gleichgültig die Augen von ihm ab. Der Alte aber war von ihrem himmlischen Gesichte so betroffen, daß er zitternd seine Flöte fallen ließ, ein Stück nach dem andern.

„Als er die Stücke wieder zusammengefügt hatte, spielte er ein klagendes, seufzendes Lied, wie wenn Gefangene in ihrem Kerker klagen und nach Freiheit und Luft seufzen.

Die Mädchen weinten heiße Thränen und die Hände sanken. Sidi, die schöne Weiferin, sahe dem Alten ins Gesicht, und Zauberer und Zwerg sperrten den gaffenden Mund auf, als ob die damit auch hören wollten.

Das Klagelied ging in ein schwebendes, hüpfendes Tanzlied über, zu welchem die Rädlein lustig schnurrten; aber die Töne wurden bald wieder klagend, schmachtend und seufzend, die Räder standen still, die Mädchen holten tief Athem und die schöne Sidi schien wehmüthig süß zu träumen.

Der Zauberer meinte, das heulige, wehmüthige Pfeifen tauge nichts, denn die Mädchen heulten so schon genug, aber der Alte stellte sich gleich wieder zornmüthig und drohte zu gehen.

„Aber, fragte der Zauberer, meinst du denn, Alter, daß dein Pfeifen schon ein Bißchen geholfen habe?“

„Nun, sagte der Alte; hat denn der Herr nicht gesehen, wie sie traurig geworden sind und haben Thränen geweint, und weiß nicht einmal, welch ein gut Zeichen das ist? Laße mich der Herr noch drei oder vier solcher Stückchen gespielt haben, da soll er schon sehen. Aber der Herr sollte auch selbst Etwas für sich thun, und mir meine Kunst nicht selbst verderben.

„Nun?“ fragte der Zauberer.

„Was? fuhr der Alte fort; der Herr will in der Welt gewesen sein, und geht hier vor der Mädchen Augen in seinem Nachtkittel