Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/160

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als wären die Töne Worte, und wollten ihr sagen: „Freue dich, Holde! du bist gerettet!“

Seine Töne setzten die aufwartenden Geister und Sidis Jungfrauen in Bewegung und sie schwebten, hüpften und tanzten nach dem Lufthauch der Flöte, als wären sie selbst lauter Luft. Alle waren begeistert und der Zauberer, der ohnedieß einen Becher nach dem andern getrunken hatte, schien seinen Argwohn verloren zu haben; aber der Zwerg, dem noch alle Ribben weh thaten, war sehr übellaunig und suchte den Alten der Flöte zu berauben, welcher er das Ribbenweh verdankte.

„Lieber Herr, sprach schmeichelnd der Zwerg, hätt ich die Flöte des Alten, so könnt ich dir alle Abend ein hübsches Liedchen blasen; ich dächte, ich wollte die Griffe bald lernen, wenn sie mir einer von deinen Geistern zeigte. Dann hättest du den wunderlichen Alten nicht nöthig, der dich vorhin so häßlich erschreckte.“

„Ei, du feiner Bursche, rief der Zauberer, das ist ein prächtiger Einfall!“ „Hast du es gehört, Alter, rief er dem Spielmann zu, du sollst deine Pfeife meinem Knaben geben, der wird sie bald blasen lernen.“

„Ei, antworte Lulu, das will ich gern glauben; nur daß ich denn nicht wüßte, wie ich mich durch die Welt bringen sollte, und müßte noch auf meine alten Tage verhungern.“

„Kannst ja deinen prächtigen Fingerring mit dem Diamant verkaufen, sagte der Zwerg tückisch.“ – Sorgfältig hatte ihn Lulu zu verbergen gesucht, aber der Zwerg hatte denselben entdeckt, als sich Lulu in der Saalthür von ihm losreißen wollte.

„Was? rief der Zauberer; einen Ring hast du? den hab ich ja gar nicht gesehen. Zeig ihn doch einmal! Wo hast du ihn her?“